August Zirner und Sven Faller verbindet ein wundersames Band biographischer Analogien. Während der junge Amerikaner
August vor dem Vietnamkrieg nach Österreich flieht und dort eine Karriere als Schauspieler beginnt, zieht es den
jungen Deutschen, von der amerikanischen Kultur beseelt, nach New York, um sich dort einen Namen als Musiker zu
machen. Der jüdische Verlobte seiner Großmutter hatte 1938 den gleichen Weg angetreten und kehrte erst über
30 Jahre später zurück, um sein Eheversprechen einzulösen.
Auch Zirners Großmutter Ella, Erbin des berühmten Wiener Kaufhauses „Maison Zwieback“ verlässt zu dieser Zeit
mit ihrem Sohn Ernst Europa, der nicht ahnt, dass er der uneheliche Sohn des Komponisten Franz Schmidt ist, der
kurz darauf eine Kantate zu Ehren seines „Führers“ verfasst.
Diese und andere „transatlantische“ Geschichten über den von Amerikanern geheiligten Mythos der deutschen Autobahn
versus des Tempolimits auf der Route 66, einen deutschen Wandervogel in Hollywood und Reisen nach außen
wie innen spinnen die beiden mit Humor und Tiefgang zu einem kurzweiligen Ganzen. Dabei führt der spannende
musikalische Dialog die Geschichten munter fort. Spielerisch beleben Zirner und Faller die Jazzgeschichte von Nat
King Cole’s „Nature Boy“, Gershwins „Summertime“ über Duke Ellington und Miles Davis zu Brubecks „Take Five“
auf kammermusikalische Art neu.